Geschichte
Unser Wohnzusammenhang in der Bülowstraße 52 geht auf eine Hausbesetzung 1981 zurück, die zwei Jahre später legalisiert wurde. In einer aufwendigen, vom Senat geförderten Selbstbauphase, haben die Bewohner*innen das stark vernachlässigte Haus grundsaniert. Die Gewobag wurde durch Übernahmen der „Neue Heimat“ Eigentümerin des Hauses. Der jetzt gültige Pachtvertrag hat eine Laufzeit von 25 Jahren.
Haus & Bewohner*innen
Der Seitenflügel ist an ein soziales Projekt vermietet, das sozial benachteiligte Jugendliche betreut. In den anderen vier Aufgängen befinden sich Wohnungen verschiedenster Größe und Wohnformen: von der sich über mehrere Etagen erstreckenden Wohngemeinschaft bis zum Kleinfamilienwohnen. Unter den Bewohner*innen finden sich inzwischen ergraute ehemalige Besetzer*innen, Jugendlichen, die hier aufgewachsen sind, alleinerziehende Elternteile, Studierende und ALG II Empfänger*innen, Handwerker*innen, Künstler*innen und Akademiker*innen – ein Querschnitt durch die Gesellschaft. Im Haus befindet sich ein Kinderladen, der von Eltern aus dem Haus gegründet wurde. Inzwischen haben zahlreiche Kinder, die teilweise hier groß geworden sind, diesen Kinderladen mit sehr viel Spielfreude durchlaufen. Im 3. Hof wird eine ehemalige als Künstleratelier und Tischlerwerkstatt zum Selbstkostenpreis günstig vermietet. Zwischen den Künstler*innen, den Erzieher*innen, den Kinderladeneltern und den Bewohner*innen bestehen viele freundschaftliche Kontakte.
Selbstverwaltung
Wir sind als eingetragener Verein organisiert und haben das Haus von der Gewobag gepachtet. Die gesamte Instandhaltung des Hauses und alle Belange des Wohnens obliegen dem Verein. Als Verein haben wir ca. zwei Mal jährlich sog. Hausplena. Hier werden alle maßgeblichen Entscheidungen insbesondere zu Investitionen in die Instandhaltung des Hauses, die Höhe der Miete und alle grundsätzlichen Regeln des Zusammenlebens getroffen. Wer bei uns einzieht, wird automatisch Vereinsmitglied und entscheidet mit. In den einzelnen Treppenaufgängen finden informelle Aufgangsplena statt. Daneben gibt es ein bei uns als „Hausmeistertreffen“ bezeichnetes monatliches Treffen mit jeweils einem Aufgangsvertreter, das die Kommunikation zwischen den Aufgängen sicherstellt und über kleinere Investitionen entscheiden kann. Die weitgehende Selbstverwaltung erfordert zumindest von einer Mehrheit der Bewohner*innen ein nicht zu unterschätzendes Engagement, das aber zu einer Verbundenheit der Bewohner*innen mit dem Haus führt, das mit üblichen Mietverhältnissen nicht zu vergleichen ist. Innerhalb der Mieter*innen sind mehr oder wenige enge persönliche Kontakte die Regel, Streit ist die Ausnahme. Das Haus bietet Menschen, die nicht über hohe Einkommen verfügen, günstigen Wohnraum. Luxussanierungen muss niemand fürchten. Man kann hier in der oft gescholtenen Anonymität der Großstadt durch das relativ enge soziale Geflecht eine Aufgehobenheit finden, die andernorts so nicht mehr stattfindet.